Die Fliegerbombe am Alten Jüdischen Friedhof in Mainz soll am heutigen Donnerstag entschärft werden. Bis 9 Uhr mussten alle ihre Wohnungen verlassen. Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und der Stadt kontrollieren nun, ob die Sicherheitszone geräumt ist.
Den ganzen Morgen ist die Feuerwehr durch die betroffenen Bereiche gefahren und hat die Bewohner per Lautsprecherdurchsage aufgefordert, wegen der Bombentschärfung ihre Häuser zu verlassen. Derzeit klingeln die Einsatzkräfte an jeder Wohnungstür, um sicherzugehen, dass auch wirklich alle die Gefahrenzone verlassen haben.
Dabei haben sie in einer Wohnung einen neunjährigen Jungen gefunden. Nach Angaben der Polizei waren seine Eltern beim Arzt und kamen nicht mehr rechtzeitig zurück. Der Junge wurde zur Polizei gebracht, wo ihn seine Eltern bereits abgeholt haben. Außerdem warten immer noch Menschen auf Krankentransporter, unter anderem 16 Patienten in einer Pflegestation in der Mainzer Neustadt. Bis die knapp 10.000 Menschen die Sicherheitszone verlassen haben, wird es laut Polizei noch etwas dauern.
Betreuungsstelle in Mainz füllt sich
Seit dem Morgen werden die betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner mit kostenlosen Bus-Shuttles zum Hauptbahnhof und zur Betreuungsstelle in Mainz-Mombach gebracht. Im Moment sind rund 50 Menschen in der Betreuungstelle in der Sporthalle Am Großen Sand in Mainz-Mombach. Viele von ihnen sind älter oder haben eine Gehbehinderung.
In der Halle gibt es Sitzplätze, aber auch Feldbetten, auf denen sich die Leute ausruhen können. Auch einen Raum für Haustiere gibt es dort. Bis die Bombe entschärft ist, bekommen die Menschen hier auch Essen und Getränke. Viele der betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner sind aber auch bei Freunden untergekommen oder suchen sich bis zur Entschärfung der Bombe einen Platz in einem Café oder Restaurant.
Auch SWR musste geräumt werden
Von der Evakuierung betroffen sind rund 9.500 Menschen. Auch das SWR-Funkhaus und mehrere Schulen liegen im Evakuierungsbereich.
Sendungen aus Ü-Wagen Entschärfung von Fliegerbombe in Mainz - auch SWR evakuiert
Ab 11:30 Uhr fahren heute keine Züge in Mainz
Wie die Deutsche Bahn auf Anfrage mitteilte, wird auch der Bahnverkehr rund um Mainz durch die Bombenentschärfung deutlich eingeschränkt werden. Grund ist, dass das Stellwerk Mainz, von wo aus der Zugverkehr in und um die Landeshauptstadt gesteuert wird, im Evakuierungsbereich liegt.
Während der Entschärfung werden deshalb an allen Mainzer Stationen (Hauptbahnhof, Mombach, Römisches Theater und Weisenau) keine Züge fahren können. Nach Angaben der Stadt Mainz wird das ab 11:30 Uhr der Fall sein. Die Bahn informiert auf ihrer Homepage über die betroffenen Züge.
Trotz Bombentschärfung Betrieb am Hauptbahnhof
Um die Einschränkungen vorher so gering wie möglich zu halten, darf das Stellwerkspersonal allerdings weiterarbeiten, solange die Evakuierung läuft, so die Bahn. Da der Mainzer Hauptbahnhof selbst außerhalb des Evakuierungsradius' liegt, können Fahrgäste dort weiter ein- und aussteigen. Züge aus Richtung Koblenz und Bingen dürfen bis zum Beginn der eigentlichen Bombenentschärfung weiterhin durch den Sperrbereich bis zum Hauptbahnhof fahren.
Massive Behinderungen rund um Mainzer Innenstadt erwartet
Im Bereich Hartenberg-Münchfeld wird es außerdem zu großräumigen Straßensperrungen kommen, so die Stadt. Davon werden auch eine Straßenbahnlinie und wichtige Zufahrtsstraßen für Autos betroffen sein. Aufgrund der Sperrungen rechnet die Stadt Mainz am Vormittag mit massiven Verkehrsbehinderungen auch auf anderen Strecken. Die Bevölkerung wird deshalb dringend gebeten, den Evakuierungsbereich sowie die Alt- und Neustadt weiträumig zu umfahren.
Die Stadt Mainz hat außerdem die wichtigsten Infos rund um die Bombenentschärfung zusammengefasst. Auf der Seite findet sich auch eine Liste aller Straßen, in denen die Gebäude geräumt werden müssen.
Drei Meter hoher Schutzwall aus Sandsäcken rund um Bombe in Mainz
Nach Angaben der Stadt Mainz handelt es sich bei dem Blindgänger um eine 500 Kilogramm schwere britische Weltkriegsbombe. Sie wurde am Dienstagnachmittag bei Bauarbeiten in der Nähe des Alten Jüdischen Friedhofs im Mainzer Stadtteil Hartenberg-Münchfeld gefunden.
Die britische Fliegerbombe hat nach Angaben der Experten vom Kampfmittelräumdienst noch einen intakten Zünder, der derzeit schwer zugänglich ist. Deswegen müsse die Entschärfung besonders gut vorbereitet werden. Der Fundort werde bewacht, in unmittelbarer Nähe bestehe Lebensgefahr.
Am Mittwoch wurde ein fast drei Meter hoher Schutzwall aus rund 120 Tonnen Sand um den Fundort der Bombe errichtet. Dadurch ist es möglich, den Evakuierungsradius auf 500 Meter zu begrenzen. Außerdem hat ein Führungsstab gemeinsam mit vielen Ämtern, Behörden und Unternehmen einen Plan für den heutigen Großeinsatz mit weit über 300 Einsatzkräften erarbeitet. Es werden Beschäftigte des Brand- und Katastrophenschutzes sowie der Polizei im Einsatz sein.
Stadt Mainz hat Bürgertelefon eingerichtet
Damit auch wirklich alle Betroffenen Bescheid wissen, wurden im Vorfeld in den Häusern im Evakuierungsbereich Info-Zettel verteilt. Außerdem hat die Stadt ein Bürgertelefon eingerichtet. Unter der Telefonnummer 06131 - 12 4634 bekommen Bürgerinnen und Bürger Informationen. Auch Menschen, die aufgrund ihres Alters oder aufgrund von Gehbehinderungen Hilfe bei der Evakuierung brauchen, können sich dort melden.
Die Bevölkerung wird dringend gebeten, nur die Nummer des Bürgertelefons und nicht den Notruf für Fragen zur Evakuierung oder Verkehrsmaßnahmen zu wählen. Dort kam es laut Stadt bereits zu zahlreichen Anrufen, die die Leitung für echte Notfälle blockierten.
